
Entscheidung zum Stadtteilhaus Nordertor vertagt
CDU fordert belastbare Grundlagen
NIENBURG. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Jugend, Soziales und Sport der Stadt Nienburg wurde die Entscheidung über das geplante Stadtteilhaus Nordertor vertagt. Grund dafür waren zahlreiche offene Fragen zur Umsetzung, den Kosten sowie zur künftigen Trägerschaft des Projekts. Die Vertagung erfolgte mit breiter Mehrheit auf Antrag der CDU-Fraktion – bei nur einer Gegenstimme.
„Es war heute einfach nicht möglich, eine fundierte Entscheidung zu treffen“, erklärte die CDU-Fraktions- und Ausschussvorsitzende Barbara Weißenborn. „Zu viele Aspekte sind ungeklärt – insbesondere, was die konkreten baulichen Optionen und die finanziellen Rahmenbedingungen betrifft.“
Die Stadtverwaltung hatte zwei Varianten zur Diskussion gestellt: Zum einen eine Kombination aus Neubau und Sanierung des denkmalgeschützten ehemaligen Pfarrhauses, zum anderen einen kompletten Neubau nach Abriss des bestehenden Gebäudes. Beide Varianten beruhen auf einem Beteiligungsverfahren mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers – dennoch sorgte vor allem der Umgang mit dem denkmalgeschützten Gebäude für kontroverse Debatten.
„Eine zweigleisige Planung kommt für uns nicht in Frage“, so Weißenborn weiter. „Das Projekt soll nicht im Planungsdschungel stecken bleiben, sondern zügig umgesetzt werden. Dafür brauchen wir Klarheit und eine einheitliche Linie.“

Vor allem die von der Verwaltung ins Spiel gebrachte Idee, das denkmalgeschützte Pfarrhaus – Teil des von Architekt Peter Hübotter gestalteten Ensembles an der Martinscheide – zugunsten eines Neubaus abzureißen, stieß bei der CDU auf Ablehnung. „Wir sind ehrlich irritiert über diesen Vorschlag“, sagte Weißenborn. „Hübotters Werk ist ein bedeutender Teil der Nienburger Architekturgeschichte – von solchen Häusern und ihren Gärten erzählt man heute noch mit Respekt.“
Die Gebäude des Ensembles wurden einst als beispielhafte Ausdrucksform moderner Wohnkultur verstanden – mit lichtdurchfluteten Räumen, fließenden Übergängen zwischen Innen- und Außenraum, liebevoll gestalteten Gärten und einer klaren architektonischen Handschrift. Peter Hübotter wurde kurz vor seinem Tod mit dem Niedersächsischen Verdienstkreuz ausgezeichnet – seine Arbeiten waren sogar 1958 im Deutschen Pavillon der Weltausstellung zu sehen.
„Und das sollen wir jetzt einfach abreißen? Das ist keine verantwortungsvolle Herangehensweise“, so Weißenborn. Auch der von der Verwaltung vorgeschlagene Architektenwettbewerb wurde im Ausschuss mehrheitlich kritisch gesehen – zu teuer, zu langwierig, zu wenig zielführend angesichts der unklaren Ausgangslage.
Trotz der Vertagung herrschte im Ausschuss Konsens über die Bedeutung des Projekts: Das Stadtteilhaus Nordertor wird als wichtiger Baustein für die Gemeinwesenarbeit im Quartier gesehen – vergleichbar mit den erfolgreichen Projekten in der Lehmwandlung, in Holtorf oder in der Alpheide.
„Das ist keine Absage an das Projekt – im Gegenteil“, betonte Weißenborn. „Aber wir müssen die Grundlagen solide klären, bevor wir eine Entscheidung treffen, die langfristige Auswirkungen auf den Stadtteil und das kulturelle Erbe unserer Stadt hat.“